Brot und Spiele

Die Römer pflegten sich mit Massenveranstaltungen wie Gladiatorenkämpfen zu unterhalten. Es gibt Bezeugungen von mehreren Seiten, dass beim römischen Volk vor allem zwei Dinge als essentiell angesehen waren: Essen und Unterhaltung. Etwa unter Kaiser Trajan war es üblich, von „Getreide und Schauspielen“ zu sprechen, wenn es darum ging, die Bevölkerung ruhig zu halten und zufrieden zu stellen. Daraus entwickelte sich das geflügelte Wort des Dichters Juvenal „panem et circenses“, worin er diese unerlässlichen Faktoren zum Ausdruck brachte.

Zu den beliebtesten Veranstaltungen zählten neben Wagenrennen und Schauspiel die grausamen Gladiatorenkämpfe, die in Form von „Spielen“ ausgetragen wurden, in denen viele der Teilnehmer oft nur einmal zum Zug kamen und sogleich ihr Leben ließen. Sie gehörten zur Staatspolitik und amüsierten nicht nur die vielen arbeitslosen Römer, um etwaigen Unruhen vorzubeugen. Die Spiele verbreiteten sich über das ganze Reich und schwappten sogar zu den Griechen über, die sich üblicherweise als humaner darstellten. Tatsächlich handelte es sich um sehr brutale Szenarios, die bis heute keine derartige Wiederholungen in anderen Epochen erfuhren.

Ein spezieller Part der Gladiatorenspiele waren die direkten Kämpfe. Ihren Ursprung hatten sie in einer Art der Begräbniszeremonie, wo zu Ehren der Götter auch Menschenopfer in Form der Besiegten dargebracht wurde. Diese Tradition verlief sich in späteren Jahren und wurde zusehends durch den unterhaltenden Wert der Veranstaltung ersetzt. Politiker nutzten mitunter solche Shows für eigene Zwecke der Wahlwerbung, konnten mitunter die Sympathien der Wähler mit besonders aufwändigen Kämpfen gewinnen.

Schauplatz, an dem die Spiele ausgetragen wurden, war ein Amphitheater. Diese Art von Bau wurde mit der häufigeren Abhaltung zunehmend verbreitet und erlebte mit dem Kolosseum in Rom seine Blüte. Der unter den Kaisern Vespasian und Titus erbaute Gigant, welcher ungefähr fünfzigtausend Zuschauer beherbergen konnte, war die erste Adresse für Freizeit Unterhaltung beim römischen Volk.

Bei so genannten Tierhatzen und Massakern wurden Stiere, Bären, Schlangen, aber auch noch exotischere Tiere wie Löwen, Panther, Elefanten, Nilpferde, Seehunde, Nashörner und Strauße getötet. Alleine in dem vier Monate andauernden Fest zur Ehrung eines militärischen Erfolgs wurden an die 10.000 Tiere umgebracht und hunderttausende Gladiatoren eingesetzt.

Doch auch ohne Tieropfer in der Arena wurde viel getötet. Oft wurden statt Tieren Menschen eingesetzt, die ein Verbrechen begangen hatten oder Kriegsgefangene der Römer waren. Diese wurden beispielsweise an Säulen festgebunden, um anschließend von den wilden Tieren zerrissen zu werden. Für heutige Verhältnisse ist das Ausmaß der Grausamkeiten kaum vorstellbar, noch dazu im Kontext einer Belustigung des Volkes. Menschen wurden gegeneinander und gegen Tiere aufgehetzt, gingen mit heißen Eisen und Peitschen ausgestattet aufeinander los, oder wurden mit Öl übergossen und als Fackel verwendet. Die Authentizität der klassischen Dramen wurde durch echte Schlachtszenen mit Verurteilten in den Rollen von Soldaten besonders bejubelt.

Im Gegensatz zu dem wilden Massengemetzel gab es auch Kämpfe ebenbürtiger Gladiatoren, die durch jahrelanges Training, Können und Mut zu Ruhm gelangen konnten. Ursprünglich handelte es sich dabei oft um Kriminelle, Gefangene und Sklaven. Durch das Bestehen in der Arena über mehr als drei Jahre und die begleitende Ausbildung konnte ein Kämpfer die Freiheit erlangen. Wenn ein Gladiator im Kampf besiegt wurde, so bat er den Herrscher um Gnade. Das Schicksal des Besiegten hing aber vom Volk ab. Je nachdem, ob es positiv reagierte oder nicht, zeigte der Kaiser mit seinem Daumen nach oben oder nach unten und das Schicksal wurde besiegelt. Im Gegensatz zu anderen brutalen Praktiken wie das Niederbrennen von Siedlungen, dem Abhacken von Händen oder die Zurschaustellung von Geköpften passierten solche Kämpfe nicht als Konsequenz von Rache oder Zorn, sondern als reines Vergnügen, was sie in ihrer Grausamkeit so einzigartig bleiben lässt.

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